Skåne
ONLINE
Für deinen perfekten Urlaub in Südschweden
ZURÜCK

Im Gespräch

mit Tina Frennstedt - Autorin und die bekannteste Kriminalreporterin im schwedischen Fernsehen
Liebe Tina, wir freuen uns sehr das du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Du bist eigentlich Kriminalreporterin beim schwedischen Fernsehen und dort Expertin für Mordfälle die nicht aufgeklärt wurden. Was genau war dein Beweggrund die Krimireihe ColdCase zu schreiben?

Sehr gerne :) Ich habe für die schwedische Zeitung Expressen gearbeitet und mein damaliger Chef hat mir den Auftrag erteilt im Fall der 31-jährigen Pernilla Hellgren, die Juni 2000 in der Nähe von Falun ermordet aufgefunden wurde, zu recherchieren. Ich war dort einer der ersten Journalisten und der Fall blieb viele Jahre ungelöst und hat mich sehr mitgenommen. Seitdem habe ich viele Angehörige und Polizisten interviewt und festgestellt, wie sehr ungelöste Fälle die Menschen beschäftigen. Ich wollte etwas darüber schreiben und entschied, dass es am besten wäre einen fiktiven Cold-Case-Helden zu erschaffen. Auf diese Weise konnte sie, Tess Hjalmarsson, einige der Fälle lösen, bei denen die echte Polizei keinen Erfolg hatte. Als Journalist ist es sehr faszinierend auch seine Fantasie anstelle von Fakten verwenden zu können. Da ich in Südschweden aufgewachsen bin und dort immer noch mein Haus habe, sollte meine Krimireihe unbedingt dort spielen. Da ich berufsbedingt hauptsächlich in Stockholm lebe, ergibt sich dadurch eine gute Möglichkeit etwas mehr Zeit in meiner alten Heimat verbringen zu können.


Sind die Fälle von Tess Hjalmarsson fiktiv oder beruhen diese komplett oder zum Teil auf wahren Begebenheiten?

Ich verwende in meinen Büchern viele Zusammenhänge aus dem wirklichen Leben, wahrscheinlich mehr als viele andere Autoren. Für mein erstes Buch wurde ich vom Fall Helena Andersson inspiriert. Die junge Frau verschwand im Jahr 1992 in Mariestad spurlos.* Mein zweites Buch beruht auf dem Fall Niklas Elmberg der sich im September 1991 außerhalb von Lund, wo ich zeitweise gelebt habe, abgespielt hat.** Der dritte Fall basiert auf einer Brandstiftung in der Nähe von Kristianstad aus dem Jahr 2004. Normalerweise verwende ich Details die meiner Meinung nach für den Fall entscheidend waren. Aber ich ändere viele grundlegende Dinge wie z.B. Namen und Orte. Bei meinen ersten beiden Büchern habe ich die Angehörigen vorher kontaktiert.


* Die 22-jährige Helena Andersson verschwand am 14. Juni 1992 in Mariestad. Helena war auf der Einweihungsparty einer Freundin in Töreboda. Später am Abend beschlosse sie und ein paar Freunde in einem Nachtclub im Zentrum von Mariestad weiter zu feiern. Gegen 2:00 Uhr machte sie sich zu Fuß auf den Heimweg. Etwa Stunde später hörten mehrere Zeugen die Schreie einer Frau. Etwa 100 m von ihrem Elternhaus entfernt, wurden Helenas Ringe, Sandalen und Blutstropfen gefunden. Bis zum heutigen Tag fehlt von Helena Andersson jede Spur.


**Der Mord an dem Studenten Niklas Elmberg erschütterte im Jahr 1992 die Universitätsstadt Lund. Niklas war 20 Jahre alt, studierte Mathematik, Physik und Philosophie und wollte im September 1992 sein Studium für ein halbes Jahr unterbrechen um an einer Bildungsreise nach China teilzunehmen. Nach einer Abschiedsfeier mit Freunden und Kommilitonen radelte in der Nacht vom 27. auf den 28. September 1992 von Lund aus in Richtung seines Heimatortes Bjärred. Zuletzt wurde er gegen 2:00Uhr an einem HotDog-Stand in Lund gesehen. Zu Hause kam er jedoch nie an. Fünf Tage später wurde Niklas in einem Graben an der E16 zwischen Lund und Bjärred erstochen aufgefunden. Obwohl es einen Hauptverdächtigen gab, konnte sein Mörder bis heute nicht gefasst und verurteilt werden.




Du lebst zwar aktuell in Stockholm, bist aber in Skåne geboren, aufgewachsen und hast dort studiert. Was verbindest du bzw. was verbindet dich mit ?

Meine Familie und Verwandten stammen aus Skåne und meine Großmutter und ihre 10 Geschwister wurden in Österlen geboren. Als ich anfing als Journalistin zu arbeiten, bin ich von Skåne nach Stockholm gezogen. Meinen Wurzeln bin ich aber immer treu geblieben. Als meine Eltern starben habe ich unser Haus in Österlen geerbt und verbringe dort viel Zeit. Ich möchte, dass meine Tochter sich auch als Skåning (Anmerkung: Einwohner der Provinz Skåne) fühlen. Skåne und besonders Österlen unterscheidet sich sehr vom Rest Schwedens. Die Natur ist schöner, Skåne hat eine bewegte Geschichte (bis 1658 gehörte Skåne zu Dänemark) und die Skåning sind ein sehr stolzes Volk. Aber auch die Gelassenheit und Ausgeglichenheit der Menschen machen den Landesteil einzigartig.


Die Provinz Skåne und speziell die Region Österlen, wo dein letzter Roman "Das gebrannte Kind" handelt, gilt als besonders beschaulich und friedlich. Ist es gerade der Kontrast zwischen der Kriminalität auf der einen und Beschaulichkeit von Österlen auf der anderen Seite der den Leser so fesselt und begeistert?

Ja, ich denke Österlen hat ein besonderes Flair - den Skåne Noir. Die Natur ist so besonders, das Meer ist allgegenwärtig. Im Sommer strömen die Touristen in Schwedens Provence aber den Rest des Jahres ist es ganz anders. Ruhe, Stille und Einsamkeit. Auch die Leute sind besonders, der Humor ist krasser, die Menschen direkter - das ich schätze ich persönlich sehr.


Kurt Wallander und Tess Hjalmarsson ermitteln in der selben Region. Haben die beiden noch etwas gemeinsam?

Die größte Gemeinsamkeit wird man im nächsten Band erfahren - mehr verrate ich allerdings noch nicht! Aber beide lieben das Meer und ihre Heimat. Kurt und Tess haben private Probleme und mehr Tiefen als Höhen in ihrem Lebenslauf. Und noch was haben beide gemein - sie brennen für ihre Arbeit als Polizisten.


Wie geht es mit Tess Hjalmarsson und der ColdCase Reihe weiter? Was sind deine Pläne und auf was können wir uns freuen?

Ich arbeite gerade am vierten Band der ColdCase-Reihe. Dieser wird in gewisser Weise etwas dünsterer und beängstigender. Die Polizei findet Fotos von Frauen die alle in Verbindung zu einem ColdCase-Fall stehen. Eine Spurt führt nach Deutschland und ruft auch die deutsche Polizei auf den Plan. Tess Hjalmarsson steckt in großen privaten Problemen (ich verrate noch nicht warum) und ermittelt zusammen mit dem Profiler Carsten Morris in Kopenhagen und Österlen.

Du hattest in einem Interview angedeutet, dass das schwedische Fernsehen eine Verfilmung der ColdCase Fälle plant. Gibt es dahingehend schon Neuigkeiten und können auch deutsche Fans hoffen Tess Hjalmarsson bald im TV zu sehen?

Derzeit gibt es Pläne für die Verfilmung des ersten Bandes. Die Produktionsfirma Anagram hat gerade die Polizeiserie “Thin Blue Line” veröffentlicht die in Ystad spielt und ein grandioser Erfolg war. Der Prozess vom Buch zum Film ist jedoch langwierig aber ich bin guter Hoffnung. Und es wäre natürlich fantastisch wenn es auch eine deutsche Version geben würde.


Liebe Tina, herzlichen Dank für das Interview! Wir sind sehr gespannt und freuen uns auf viele spannende Fälle von Tess Hjalmarsson! Tack - Vi ses snart!

Ein Bericht von:
Christian Gerlach